Hochdeutschtraining

Dialekt

Hochdeutsch oder Dialekt – Potenzial oder Problem?

Zu Beginn der Konferenz eröffnet der neue Vorstandsvorsitzende die Runde mit den folgenden Worten:
„I dät sie herzlich begriaßa wella und frai mi, dass Sie heit älle do sind“.

Schön, dass der neue Chef auch Schwabe ist, aber verstehen ihn auch wirklich alle?
In Deutschland gibt es rund 20 verschiedene Dialekte. In bestimmten, meist beruflichen, Situationen kann es notwendig sein, dialektneutral zu sprechen.
Wirke ich kompetenter wenn ich hochdeutsch spreche? Verliere ich meinen Dialekt, wenn ich Hochdeutsch lerne? Ist ein Hochdeutschtraining wirklich sinnvoll und erfolgreich?
Diese und weitere Fragen rund um das Thema Hochdeutsch, Dialekt und dem Training der sogenannten Standardaussprache beantworte ich in diesem Artikel.

Ist es ein Muss Hochdeutsch zu sprechen?

Prinzipiell MUSS niemand hochdeutsch sprechen.
Gerade in beruflichen Situationen kann es jedoch angemessen sein, dialektfrei oder zumindest dialektreduziert zu sprechen. Es garantiert, dass alle Beteiligten dem Gespräch folgen können und alle ZuhörerInnen den Inhalt verstehen und nicht damit beschäftigt sind herauszufinden, wo der/die SprecherIn herkommt. Außerdem zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass dialektfreie SprecherInnen kompetenter wahrgenommen werden.
Nur weil jemand einen Dialekt sprechen kann, heißt es nicht, dass er/sie ihn anwendet. Eine große Rolle beim Gebrauch eines Dialektes spielen laut Studien (Gärtig/Plewnia/Rothe 2010) das Herkunftsbundesland, die Wohnortgröße, der Schulabschluss und die politische Orientierung. Dies zeigt dass es möglich ist, zwischen zwei Sprachen (Standardaussprache und Dialekt) zu wechseln.
Verschiedene Hirnforscher haben nachgewiesen, dass das gleichzeitige Beherrschen eines Dialektes und der Standardaussprache der Bilingualität gleicht und dies mit einem besseren Sprachverständnis und einer insgesamt höheren Sprachkompetenz einhergeht.


Haben Dialekte Nachteile?

Dialekte sind wunderbar und machen jeden Menschen zu einem Individuum.
Studien haben gezeigt, dass das Dialektsprechen Nachteile mit sich bringen kann. Für die geringere Kompetenzwirkung werden je nach Studie unterschiedliche Erklärungen geliefert:

  • Dialekte können bei dem/bei der ZuhörerIn Stereotype aktivieren, wie z.B. des „Dorfdeppen“.
  • Die Verarbeitungsgeschwindigkeit bei Dialekten ist geringer und somit sind Dialektsprecher schwerer zu verstehen.


Nur bei schwachem Dialekt konnte dieser Effekt eliminiert werden. Bei einer Untersuchung der Friedrich-Schiller-Universtität in Jena hat sich gezeigt, dass in Bewerbungsprozessen bei gleicher Qualifikation der/die BewerberIn als geeigneter eingestuft wird, die keinen Dialekt spricht.

Verliere ich meinen Dialekt, wenn ich Hochdeutsch lerne?

Nein. Der Dialekt bleibt in jedem Fall erhalten. Wie beim Erlernen einer neuen Fremdsprache gilt auch hier: Je häufiger du die „neue“ Sprache (das Hochdeutsche) hörst und sprichst, desto sicherer bist du darin. Der Dialekt bleibt dir aber erhalten. Du verlernst ja auch nicht deine Muttersprache, nur weil du eine Fremdsprache lernst.
Echte Sprachkompetenz zeigt sich darin, zwischen beiden Sprachen wechseln zu können. Also nur Mut!

Wie kann ich Hochdeutsch lernen?

Beim Erlernen der Standardaussprache helfe ich dir gerne.
Es gibt zwei Möglichkeiten:

  1. Ich biete regelmäßig Online-Workshops in Kleingruppen mit maximal 6 TeilnehmerInnen an.
  2. Im Rahmen eines Einzeltrainings (online oder in Präsenz) zeige ich dir, wie du dialektreduziert oder -frei sprechen kannst.

Wie läuft ein Training bei mir ab?

Meiner Meinung nach ist der erste Schritt zur Dialektreduktion die Verbesserung der Hörwahrnehmung. Denn Hand auf´s Herz: Wie oft hast du dich aufgenommen, um eine Analyse deiner Aussprache und explizit deines Dialektes zu machen? Noch nie? Das machen die Wenigsten.
Nach der Hörwahrnehmung folgt der Einstieg in die Regeln der Standardaussprache. Schritt für Schritt gehen wir gemeinsam die einzelnen Regeln durch und üben diese.
Nun folgen Übungen zur Betonung und zur Sprechmelodie.
Abschließend wird das Gelernte in die Alltagssprache übertragen und angewendet.
Zu guter Letzt erhältst du ein Workbook mit allen Regeln und Übungen zum Wiederholen und zum eigenständigen Training, damit sich die Regeln festigen und mehr und mehr verselbstständigen.

Wie lange dauert das?

Grundsätzlich gilt: Je höher deine Motivation und je mehr du übst, desto schneller wird sich das Hochdeutsche etablieren. In diesem Fall gilt: Viel hilft viel.
Wie viele Stunden wir brauchen hängt von der Ausprägung deines Dialektes ab und ob du dialektfrei oder -reduziert sprechen möchtest. Außerdem spielen auch Vorerfahrungen und Wissen eine Rolle, sind jedoch absolut keine Voraussetzung.
Wenn du meine persönliche Einschätzung dazu haben möchtest oder wissen möchtest, wann der nächste Gruppenworkshop startet, kontaktiere mich und ich berate dich diesbezüglich gerne.